Erbarme, zuspät, die Russe kumme...
...das ging ganz offensichtlich im Kopf der freundlichen Delta Air Lines Kollegin umher, als ich am vergangenen Mittwoch, morgens gegen 04:30 Uhr schön gepflegt mit meinem auf rotem Durschschlagpapier ausgestellten "Skyteam"-Dienstreiseticket für den Flug nach New York La Guardia eingecheckt habe. Es gibt hier -vor allem aber in den USA- sicher noch einige Menschen, die glauben, die Tschechei wäre ein Stadteil von Moskau. Grund der Reise nach New York war jedenfalls eine zweitägige Schulung für Verhandlungsführung im dortigen Büro von Czech Airlines. Wenn man hier von Montreal aus in die USA fliegt, werden sämtliche Einreiseformalitäten fuer die USA schon am Flughafen Montreal vorgenommen. Sehr angenehm, vor allem zeitsparend. In den USA angekommen, spaziert man einfach wie nach einem Inlandsflug aus dem Terminal und ist "drin". Dann per Taxi in die Innenstadt, das ganze ging dann doch recht zügig - Abflug in Montreal um 06:10Uhr, Ankunft im Büro in der "Avenue of The Americas" gegen 08:30 Uhr. Die Unterkunft war im Hotel Wellington, welches offenbar auch von Deutschen Reiseveranstaltern angeboten wird und definitiv nicht weiter zu empfehlen ist. Am Donnerstag Abend gings dann wieder gegen 17:30 Uhr zum Flughafen La Guardia, um festzustellen, dass der Flug nach Montreal leider gestrichen wurde. Nach kurzer Überlegung, bin ich dann mit meinem Kollegen rüber ins Crowne Plaza Airport Hotel, um gleich die zuvor gelernten Mittel der "Verhandlungstaktiken im moralischen Grenzbereich" auszuprobieren. Wenn man abends unangemeldet und ohne Reservierung in einem Flughafenhotel auftaucht, wird natürlich alles möglich versucht, einem nur noch die normale Standardrate von 379 Dollar pro Zimmer anzudrehen. Nach erfolgreicher Verhandlung haben wir die Zimmer dann doch noch zu einem für NewYorker Verhältnisse akzeptablen Preis erhalten und uns an der Bar zum Feierabend Bier eingefunden. Mein Kollege Ledio (Albaner) war so freundlich, zwei doppelte "Löwenbräu" zu spendieren. Nachdem wir die getrunken haben, sind dann auch unsere zwei Kolleginnen im Hotel aufgetaucht, die zuvor am Flughafen nach Toronto eingecheckt haben - sie hatten 90 weitere Passagiere auf "stand-by" und sind natürlich nicht mitgekommen. Hier sind die Verhältnisse ganz anders wie es bei uns in Basel oder Zürich war. Die Airlines haben hier so viele Mitarbeiter, das auf jedem Flug egal wohin und an welchem Tag unzählige versuchen, irgendwo hin mit ihren "Stand-by" Tickets zu kommen. Die Chancen sind natürlich umso schlechter, wenn man für eine "Fremdairline" oder nur für eine "Partnerairline" arbeitet. Noch dazu mit einem Ticket auf rotem Durchschlagpapier kommt. Deswegen sind Ledio und ich dann auch am Freitagmorgen nicht mit auf den Flug nach Montreal gekommen, da sich natürlich die ganzen Passagiere vom Vorabend angestaut haben und noch x-weitere Delta Airlines Mitarbeiter selber mitfliegen wollten. Habe dann bei "Amtrak" angerufen, um zu fragen, wann der nächste Zug nach Montreal geht, aber Freitags gab es keinen Zug mehr. Also haben wir erneut Gelegenheit gehabt, unsere Verhandlungsführungskenntnisse praktisch anzuwenden und ein Auto gemietet. Die Autofahrt von New York nach Montreal dauerte so ca. 7 Stunden, bei gemütlicher Fahrweise und gelegentlichen Kaffeepausen. Wenn man New York verlassen hat, kommt nach kurzer Fahrzeit nur noch Wald, Wald und nochmals Wald. Einzig die Stadt "Albany" taucht auf ca. halber Strecke auf, dann kommt bis zum "Champlain Valley" am gleichnamigen See nur noch Wald. Die Einreise von den USA nach Kanada auf dem Landweg ist ziemlich unkompliziert und zu vergleichen mit der Fahrt von Mulhouse nach Basel, also ohne grosse Formalitäten.... So jetzt muss ich zum Herd, Heute gibts hier nämlich Sauerbraten...