Online Tagebuch von Mike & Christian (Montreal)

Saturday, September 16, 2006

Erbarme, zuspät, die Russe kumme...

...das ging ganz offensichtlich im Kopf der freundlichen Delta Air Lines Kollegin umher, als ich am vergangenen Mittwoch, morgens gegen 04:30 Uhr schön gepflegt mit meinem auf rotem Durschschlagpapier ausgestellten "Skyteam"-Dienstreiseticket für den Flug nach New York La Guardia eingecheckt habe. Es gibt hier -vor allem aber in den USA- sicher noch einige Menschen, die glauben, die Tschechei wäre ein Stadteil von Moskau. Grund der Reise nach New York war jedenfalls eine zweitägige Schulung für Verhandlungsführung im dortigen Büro von Czech Airlines. Wenn man hier von Montreal aus in die USA fliegt, werden sämtliche Einreiseformalitäten fuer die USA schon am Flughafen Montreal vorgenommen. Sehr angenehm, vor allem zeitsparend. In den USA angekommen, spaziert man einfach wie nach einem Inlandsflug aus dem Terminal und ist "drin". Dann per Taxi in die Innenstadt, das ganze ging dann doch recht zügig - Abflug in Montreal um 06:10Uhr, Ankunft im Büro in der "Avenue of The Americas" gegen 08:30 Uhr. Die Unterkunft war im Hotel Wellington, welches offenbar auch von Deutschen Reiseveranstaltern angeboten wird und definitiv nicht weiter zu empfehlen ist. Am Donnerstag Abend gings dann wieder gegen 17:30 Uhr zum Flughafen La Guardia, um festzustellen, dass der Flug nach Montreal leider gestrichen wurde. Nach kurzer Überlegung, bin ich dann mit meinem Kollegen rüber ins Crowne Plaza Airport Hotel, um gleich die zuvor gelernten Mittel der "Verhandlungstaktiken im moralischen Grenzbereich" auszuprobieren. Wenn man abends unangemeldet und ohne Reservierung in einem Flughafenhotel auftaucht, wird natürlich alles möglich versucht, einem nur noch die normale Standardrate von 379 Dollar pro Zimmer anzudrehen. Nach erfolgreicher Verhandlung haben wir die Zimmer dann doch noch zu einem für NewYorker Verhältnisse akzeptablen Preis erhalten und uns an der Bar zum Feierabend Bier eingefunden. Mein Kollege Ledio (Albaner) war so freundlich, zwei doppelte "Löwenbräu" zu spendieren. Nachdem wir die getrunken haben, sind dann auch unsere zwei Kolleginnen im Hotel aufgetaucht, die zuvor am Flughafen nach Toronto eingecheckt haben - sie hatten 90 weitere Passagiere auf "stand-by" und sind natürlich nicht mitgekommen. Hier sind die Verhältnisse ganz anders wie es bei uns in Basel oder Zürich war. Die Airlines haben hier so viele Mitarbeiter, das auf jedem Flug egal wohin und an welchem Tag unzählige versuchen, irgendwo hin mit ihren "Stand-by" Tickets zu kommen. Die Chancen sind natürlich umso schlechter, wenn man für eine "Fremdairline" oder nur für eine "Partnerairline" arbeitet. Noch dazu mit einem Ticket auf rotem Durchschlagpapier kommt. Deswegen sind Ledio und ich dann auch am Freitagmorgen nicht mit auf den Flug nach Montreal gekommen, da sich natürlich die ganzen Passagiere vom Vorabend angestaut haben und noch x-weitere Delta Airlines Mitarbeiter selber mitfliegen wollten. Habe dann bei "Amtrak" angerufen, um zu fragen, wann der nächste Zug nach Montreal geht, aber Freitags gab es keinen Zug mehr. Also haben wir erneut Gelegenheit gehabt, unsere Verhandlungsführungskenntnisse praktisch anzuwenden und ein Auto gemietet. Die Autofahrt von New York nach Montreal dauerte so ca. 7 Stunden, bei gemütlicher Fahrweise und gelegentlichen Kaffeepausen. Wenn man New York verlassen hat, kommt nach kurzer Fahrzeit nur noch Wald, Wald und nochmals Wald. Einzig die Stadt "Albany" taucht auf ca. halber Strecke auf, dann kommt bis zum "Champlain Valley" am gleichnamigen See nur noch Wald. Die Einreise von den USA nach Kanada auf dem Landweg ist ziemlich unkompliziert und zu vergleichen mit der Fahrt von Mulhouse nach Basel, also ohne grosse Formalitäten.... So jetzt muss ich zum Herd, Heute gibts hier nämlich Sauerbraten...

Tuesday, September 12, 2006

Nun melde ich mich mal wieder zu Wort. Leider gibt es bei mir immernoch keine Freudensprünge zu berichten. Die Jobsuche gestaltet sich weiterhin sehr mühsam. Freie Stellen in meinem gewohnten Metier gibt es zwar schon einige, aber mit dem Umzug nach Montreal wollte ich ja die Gelegenheit nutzen mich auch beruflich etwas zu verändern und in den touristischen Bereich wechseln. Mittlerweile ist aber die Sommersaison um und weder Agenturen noch Holels suchen Personal. Ausnahmslos alle hielten es für richtig sich nicht auf meine Initiativbewerbungen zu melden und so bleibt das Interesse und die Bemühung auch weiterhin ziemlich einseitig. Ich habe mich bei fast allen persönlich präsentiert, was offensichtlich nicht zum Erfolg führte und Anrufe waren meisst auch äusserst vergebens. Demzufolge ist meine Situation im Moment gerade mal aussreichend. Ich nutze die Zeit zwar immer noch sinnvoll und habe meinen Sprachkurs um eine weitere Woche verlängert mit der Option dies noch einmal zu tun. Aber damit bin ich natürlich noch lange nicht glücklich. Auf der anderen Seite frage ich mich natürlich, was ich erwartet habe?!
Abgesehen davon verschwindet aber dennoch solangsam das Heimweh. Wie oft wäre ich gerne noch mal auf den Schlossberg und hätte ein Dunkles getrunken? Oder wär einfach mal wieder durch Freiburg geschlendert........
Aber irgendwie gewöhnt man sich dann doch ziemlich schnell an die "fremden" Dinge. Ganz davon abgesehen, dass hier alles relaxter, ungezwungener und freundlicher vonstatten geht. Das ist sehr angenehm und steckt natürlich an. Im Gegensatz zu Deutschland passiert es hier sehr selten, dass man sich über etwas aufregt. Ich rede natürlich nur für mich bzw. für uns. Aber in Deutschland war die Atmosphäre in meinen Augen immer sehr verbissen, angespannt, unfreundlich und hektisch.

Friday, September 08, 2006

Prejeme Vam prijemny let

Ahoj! Nach langer Zeit lassen wir Euch nun mal wieder wissen, was hier so läuft. Ich habe am Freitag letzter Woche (1.September) meinen ersten Arbeitstag bei Ceske Aerolinie gehabt. Da das Geld für meinen Firmenwagen noch irgendwo zwischen der Tschechei und Montréal unterwegs ist, und ich mir erst mal einen Überblick über die ganze Ausgangslage, also Marktanteile auf den wichtigsten Strecken und Potentiale einzelner Reiseveranstalter, Firmenkunden und sogenannter "ethnischer" Reisebüros verschaffen muss, bleibe ich die nächsten 14 Tage wohl noch im Büro und drehe Zahlen um und versuche eine Struktur in den Verkauf zu bringen, um nach Möglichkeit dann später denjenigen bei den anderen Airlines das Leben schwer zu machen, die mich zuvor geärgert haben. Die wichtigsten Destinationen, die wir hier verkaufen sind ausser Prag noch Beirut, Yerevan, Kiev, Odessa, Bucharest, Belgrad, Chisinau. Gestern hatten wir aber auch eine grössere Gruppe nach München auf unserem Flieger. Die Anschlusszeiten in Prag zu den ganzen Destinationen in Deutschland sowie Zürich sind gar nicht schlecht, so dass sich da möglicherweise noch Geschäft holen lässt. Und Tel Aviv natürlich nicht zu vergessen, eine wahre Goldgrube... Das Büro ist von der Lage her sozusagen in 1A-Lage. Die U-Bahn Station "Mc Gill" ist direkt im Haus, ich steige also quasi aus der U-Bahn in den Fahrstuhl, der die Stockwerke 15-25 anfährt und drücke einfach auf die 22. Arbeitsbeginn ist um 08:30, Ende um 16:30, eine Stunde Pause. Soll heissen: Wir haben hier die 35 Stundenwoche. Der französische Einfluss hat also ausser der guten Gastronomie noch weitere gute Seiten. Bei uns im Büro herrscht ein bunter Sprachenmix, tschechich, englisch, französisch, russisch, ungarisch, deutsch, italienisch, es wird quasi alles gesprochen was rang und namen hat. den gestrigen tag habe ich am flughafen verbracht und unseren stationsleiter begleitet. morgens haben wir alles mögliche für die gäste organisisert, die nachmittags aus prag ankommen und rollstühle, anschlussflüge und sonstirgendwelche Dinge hinter ihrem namen auf der passagierliste stehen hatten. Anschliessend die Wetterinformationen für den Rückflug nach Prag zusammengestellt, die Verteilung von Fracht und Gepäck im Laderaum festgelegt, die Routenempfehlung ausgearbeitet und auf einer Karte eingezeichnet, benötigte Treibstoffmenge und Reserve berechnet, Ausweichflughäfen und Notlandeflughäfen entlang der Strecke vorgemerkt. Dann Catering bestellt, anschliessend den Check-In beaufsichtigt, die Maschine aus Prag kommend um 15:27 in Empfang genommen, an Bord gegangen, in den Durchsagerich gesprochen "On behalf of Czech Airlines here in Montréal welcome to Canada. Please have your passport ready with the identity page open when leaving the aircraft as there is a customs check right at the aircraft door". Anschliessend die Putzkolonne beaufsichtigt, aktuelle Tageszeitungen am Gate aufgestellt, Cateringbeladung kontrolliert undundund. Es ist unglaublich, wieviele Kilometer man bei so'ner Tätigkeit im Flughafengebäude und auf dem Vorfeld zurücklegt. Auch wenn ich mich an die Kabinenausstattung der Maschine erstmal gewöhnen muss, kann ich sagen, dass die Kollegen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln alles versuchen, die Passagiere zu beeindrucken. Neben dran am Gate stand die Swissair Maschine, "look they came in before us and will leave after us" so der Kommentar von meinem Kollegen, soll heissen, wir haben es schneller geschafft unsere Maschine "umzudrehen" und trotz verspäteter Ankunft wieder pünktlich, gecheckt, gereinigt und beladen "rauszukriegen". Morgen, Samstag, muss ich dann um 13:30 zum Sommerfest der ukrainischen Gemeinde Montréals, um zwei Flugtickets nach Kiev zu verlosen....
Am letzten Wochenende haben wir noch ein paar Ausflüge zusammen mit Sven gemacht, der hier bei "Language Studies Canada" einen Sprachkurs bis Februar macht. Mit der OKA Fähre ging es zunächst nach OKA, ein kleiner Ort ca. 40km von Montréal entfernt im gleichnamigen Nationalpark. Fähre ist eigentlich übertrieben, die haben hier einfach ein Floss, auf das man mit dem Auto fährt. Das wird dann hinten an nen "alde Fischkutter" angebunden und rüber gezogen.

Nach dem Besuch in OKA sind wir noch auf eine Straussenfarm gefahren, die uns unterwegs unverhofft begegnet ist. Coole Angelegenheit, die wir Euch nur empfehlen können. Hier ein paar Fotos




Am Sonntag waren wir dann noch im PARK OMEGA, ca. 1.5 Stunden Autofahrt von Montréal. Der Park beherbergt alles, was einem hier auch in freier Natur begegnen kann, nur eben gefahrloser...Man fährt ganz gepflegt mit dem Auto durch und hält einfach die Karotten zum Fenster raus. Irgendeine riesige Zunge kommt dann sabbelnd, manchmal samt Kopf und Geweih, inklusive Betätigung der Hupe, ins Fenster reingefahren und schlabbert sich die Karotte raus. Im Park gibts natürlich auch Bereiche, wo man aus dem Auto aussteigen kann und sich zu Fuss den Tierchen nähern kann. Das Gelände ist natürlich wie in Kanada üblich riesig und für die Tiere macht es wahrscheinlich keinen so grossen Unterschied, ob sie jetzt im Park sind oder einfach so im Wald rumschlendern würden...Bilder davon gibt's dann beim nächsten mal, die haben wir noch gar nicht hier auf unserem PC...