Mittlerweile herrscht hier eine eifrige Debatte um das heisse Thema "Integration von Ausländern", was die, für ihren Multikulturalismus berühmte Provinz, etwas spaltet und einen Faux-Pas nach dem anderen ans Tageslicht bringt. Worum es eigentlich genau geht, wissen wir nicht, und ich bezweifle auch, dass das hier noch irgendjemand weiss. Denn es scheint sehr offensichtlich um eine Profilierung von Lokalmatadoren zu gehen, die nichts anderes im Kopf haben als Wasser und Stroh. Das ganze fing damit an, dass ein kleines Nest Namens Hérouxville sowas wie eine Richtlinie zum Verhalten von Immigranten einführte. Nur ironisch, dass es dort gar keine Immigranten gibt. Die ganze Provinz fühlte sich somit aber angesprochen und zumindest die alteingesessenen Québécois, deren Leben nur darin zu bestehen scheint die Provinz vor einer feindlichen Übernahme der Anglophonen und jetzt wohl auch durch "Allophone" (sog. Anderssprachige) zu verhindern, gaben Rückenwind. Ausländer müssen sich anpassen!! Ok, nicht dass es diese Diskussionen nicht auch in Deutschland geben würde, nur hier in Québec, wie auch im Rest von Kanada, ist der Anteil von Ausländern in der Bevölkerung deutlich höher. Die Québécois haben einfach Angst, dass ihre Kultur verloren geht. Wie schon seit 300 Jahren. Dies führte zum nächsten Streitthema. Die "Provinz" sieht Montréal als "Sündenbock". Ich muss mich anders ausdrücken: In der Provinz kommen die Menschen kaum in Kontakt mit Immigranten, wogegen in Montreal ein Grossteil der Bevölkerung anderer Herkunft ist und für die Montréaler ist es Alltag, dass alle Kulturen tagtäglich friedlich zusammenarbeiten. Weshalb wiederum die Bevölkerung auf dem Land sich so etwas nicht vorstellen kann, da sich dort kaum Neuankömmlinge niederlassen.
Und jetzt denken alle, Montréal würde zu wenig tun um die frankophonen Werte zu erhalten. Man darf es nicht so ernst nehmen, da es ein Urinstinkt zu sein scheint, die Provinz vor allem und vor jedem zu retten. Montréal selbst verhält sich in der ganzen Debatte ruhig und gelassen, nach dem Motto: Was wollen die eigentlich alle da draussen von uns? Schliesslich ist die Stadt berühmt für ihre multikulturelle Bevölkerung, ihre Offenheit und ihre Toleranz allen Andersdenkenden gegenüber.
Erst vor kurzem hatte ja der Premierminister Harper den Québécois ein weiteres Zugeständnis gemacht, in dem er einen Vorschlag zur Anerkennung der Québécois als eigenständige Nation ins Parlament einbrachte. Harper selbst ist Anglophon. Das Parlament stimmte mit überwältigender Mehrheit dafür die Québécois als eigene Nation innerhalb eines starken Kanadas anzuerkennen. Das bezieht sich nur auf die Bevölkerung und hat nichts mit einem eigenen Staat zu tun. Diese Möglichkeit wies Harper entschieden zurück und bekräftigte, dass es niemals ein souveränes Québec geben werde! Die Anerkennung und überhaupt die ganze Debatte an für sich löste sogar bei einigen Frankophonen Kopfschütteln aus und war natürlich gefundenes Fressen für die separatistische Bewegung die erklärte sich nicht zufrieden zu geben, Québec nur als Nation innerhalb einer Nation zu sehen.
Das restliche Kanada fragt sich natürlich wieder einmal was als nächstes kommt. Ob sich die Provinz Alberta, die auch viele Separatisten beheimatet, auch als Nation anerkennen lassen möchte??!
Fahrt von unserem Viertel Richtung Innenstadt (6km)
Ein anderes Thema in der Presse ist die steigende Selbstmordtendenz bei Kindern. Unteranderem hatte sich ein 4-jähriges kürzlich freiwillig vor ein Auto geworfen und landete daraufhin natürlich umgehend in der Psychatrie. Vier Jahre alt!!!! Grund dafür sei der steigende Stress! Welcher Stress???!
Das Fairmont The Queen Elizabeth neben der Kathedrale Marie Queen of the World
Das Sunlife-Building gegenüber vom Hotel. Hier wurden während des Krieges die englischen Kronjuwelen untergebracht. "Sunlife" ist ein Versicherungsunternehmen, Hauptsitz ist aber seit den 70er-Jahren Toronto. Nachdem erste Abspaltungstendenzen während der "Stillen Revolution" laut wurden, kehrten viele Unternehmen Montreal den Rücken, was dazu führte, dass Toronto Montreal zu dieser Zeit als grösste Kanadische Stadt ablöste.
Blick vor dem Hotel auf den Mont-Royal
Im Hintergrund steht eine "burgähnliche" Anlage. Das ist die englischsprachige Universität McGill. Auf dem Berg ist das Wahrzeichen Montréals, das Kreuz, zu erkennen. Jacques Cartier hat das Vorgängerkreuz vor mehr als 300 Jahren dort errichten lassen, als Dank, dass die Stadt von einer Flut verschont wurde.
Das "1000 de la Gauchetière" ist bekannt für seine 365-Tage-geöffnete Eislaufbahn im Foyer. Der Name kommt von der Hausnummer 1000 auf der Strasse Rue de la Gauchetière.
Blick auf das Internationale Viertel mit dem World Trade Center / Übergang von der Innenstadt zur Altstadt
Besuch auf dem Internationalen Autosalon in Montréal vor zwei Wochen
Hoffentlich unser nächstes Auto!!!
Schneller, höher.... Billiger!!!!
Noch was interessantes: Die Arbeitslosenquote in Québec ist laut "La Presse" eine der höchsten im Lande. Kanadischer Durchschnitt ist 6,1, in Québec beträgt sie 7,5%. Montréal hat sogar 7,6% während Toronto nur 6,7% und Vancouver sogar nur 4,6% vorgeben. (Dezember 2006)
Der "Börsenturm"
Das Wetter in unseren südlichen Breiten (befinden uns ja immerhin auf dem selben Breitengrad wie Bordeaux oder Mailand / was viele gar nicht wissen) ist äusserst winterlich. Leider hat es nur einmal richtig geschneit und das war vor 4 Wochen. Seitdem gibt es fast täglich strahlend blauen Himmel. Wobei durch den reflektierenden Schnee die Sonnenbrille obligatorisch ist. Ohne geht hier gar nichts.
Die Tageshöchsttemperatur gestern betrug -15,5'C was sich mit dem Windfaktor (Windchill genannt) wie -25'C anfühlte. Nachts hatten wir knapp -23'C und der Windchill lag bei -36'C!! Natürlich wird man im Fernsehen bereits vorgewarnt.
Schlimmer war es für alle Bewohner der Stadt Winnipeg in Manitoba. Dort wurden gestern Nacht -41,7'C (ohne Windfaktor eingerechnet) gemessen. Obwohl die Stadt knapp nördlich der US-Grenze liegt und nicht wie man annehmen könnte in der Arktis. Aber dort ist man es auch gewohnt, in Montréal gibt es solche Temperaturen bei weitem nicht. Im Moment hat es -15'C Mittags um kurz vor 12 (Windchill -27'C!) und die Sonne strahlt. Was sonst?! Und das allerschönste: Ich hab heut frei. :)Da geniess ich die Sonne getrost durchs Fenster. Manche davon sind morgens sogar regelrecht zugefroren. Könnt Ihr Euch das vorstellen?
So sieht es aus, wenn die Stadt ihre Mitarbeiter mobilisiert die Strassen vom Schnee zu befreien. Die Schneemassen werden einfach auf einen Lastwagen geblasen um ihn dann in den Sankt-Lorenz-Strom zu schütten.
Vorher wird aber erstmal 5x mit Pauken und Trompeten durch die Strassen gefahren, damit die Anwohner ihre Autos wegfahren. Unter Umständen auch morgens um 6:00. Die Autos die dann noch stehen bleiben, werden abgeschleppt. Dafür sorgen mindestens drei Abschleppwagen. Man muss dazu sagen, dass dieser Aufwand immer nur auf einer Strassenseite betrieben wird. D.h., es kann sein, dass heute links gereinigt wird und erst in 5 Tagen rechts. Die Parkverbotsschilder werden natürlich erst bei Nacht und Nebel aufgehängt.
Nachdem die Autos weg sind, kommt erstmal ein kleines Raupengefährt, dass den Schnee vom Gehweg auf die Strasse schiebt. Dann kommt ein riesen Bagger, der den Schnee einen halben Meter weiter in die Strassenmitte befördert, dann noch ein Bagger und nochmal... Bis der Schnee so weit in der Strassenmitte liegt, dass an der Seite der Lastwagen vorbeipasst. So fahren die dann nebeneinander her, der eine nimmt den Schnee auf und bläst ihn in den Lastwagen. Ist der voll, fährt er weg und wird durch einen anderen von mindestens 5 nachfolgenden Lastwagen ersetzt. Könnt Ihr Euch vorstellen was das für eine Action ist. Dafür gibt Montreal im Winter wirklich Milliarden aus.
#Mike#