Online Tagebuch von Mike & Christian (Montreal)

Tuesday, November 21, 2006

Zwei Glühwein bitte!


Canadian Tourism Commission

Viele nehmen schon an wir wären bereits eingeschneit und müssten uns morgens mit der Schaufel den Weg freiräumen. Leider ist es nicht der Fall. Im Oktober hatten wir einmal Schneeregen, aber seither warten wir immer noch ganz gespannt auf den ersten Schnee und tiefe Minusgrade. Vor einer Woche hatten wir auch noch knapp 20'C wie in Deutschland, allerdings scheint sich jetzt gegen Monatswechsel endlich mal etwas tun zu wollen.


Mein Arbeitsplatz

Ich habe mein Training am Front Desk hinter mir. Die Arbeit macht sehr viel Spass, nur die Arbeitszeiten sind noch höchst gewöhnungsbedürftig. Entweder von 7-15:30h oder von 15:30-24h. Da bin ich immer so müde. :) Allerdings arbeite ich auch nur 7,5 Stunden am Tag, denn ich bin zwar 8,5 Std anwesend, eine halbe Stunde ist unbezahlte Pause wie in D auch und die andere halbe Stunde ist eine bezahlte Pause. Das find ich mal lobenswert!
Für Überstunden bekommt man sofort 150% des ohnehin schon bombastischen Gehalts. Dazu muss man sagen, dass man eigentlich gar nicht in den Genuss kommt, da man immer pünktlichst anfängt und pünktlichst aufhört. Selbst wenn man früher da ist, kann man gar nichts machen, da das Briefing auf die Minute genau anfängt und wenn man geht sagt man einfach "Tschüss, bis morgen!" Nichts mit: "Ich frag mal meinen Chef ob ich eventuell gehen kann...."
Da ich das ja so gewohnt bin, habe ich das auch einmal gemacht. Anschliessend wurde ich von meinem Vorgesetzten belehrt, dass ich ja bis um 15:30 auf dem Plan stehe und demzufolge ja auch Feierabend hätte. Das ist mal ne gute arbeitnehmerfreundliche Ansichtssache und wenn man es sich genau überlegt, ist es ja auch arbeitgeberfreundlich. Wer mag keine glücklichen Mitarbeiter?
Bei uns sind alle Mitarbeiter super nett, freundlich, zuvorkommend und selbst die Vorgesetzten machen alles um die Mitarbeiter bei Laune zu halten. Es wird gelacht, motiviert, gelobt, smalltalk gehalten und nochmal gelobt. Und ich habe noch kein einziges schlechtes Wort gehört oder mitbekommen, dass irgendjemand schlechte Laune hatte. Und ich kann Euch sagen, in meiner beruflichen Laufbahn in Deutschland waren viele Dinge alltäglich, die man nicht zum guten und vorallendingen intelligenten Umgang miteinander zählt!!


Canadian Tourism Commission

Mittlerweile hat auch hier die Vorweihnachtszeit begonnen. Standesgemäss mit der Ankunft des Weihnachtsmannes am letzten Samstag. Dafür war sogar die Top-Meile in der Innenstadt gesperrt. Das ganze nennt sich Défilé du Père Noël oder auf Englisch Santa Claus Parade und erinnert an einen Mix zwischen Fastnachtsumzug und Disneyparade. Leider hatten wir keine Zeit, Chris war mit dem Auto in der Werkstatt und ich musste arbeiten, aber am Sonntag kam es dann nochmal im Fernsehen. Das scheint richtig cool zu sein. Da müssen wir nächstes Jahr auf alle Fälle hin.


Canadian Tourism Commission

Seit bereits Samstag, den 11.November haben wir ein Loch in der Decke. Klingt schlimmer als es ist. Rauskuggen können wir nicht, da das Flachdach zwar noch drauf ist, unsere Esszimmerdecke ist aber sozusagen die dritte Schicht und nachdem wir die "Blase" entfernt hatten um dem Wasser freien Lauf zu gewähren, hatten wir halt ein Loch. Der Vermieter hat es grad mal geschafft zwei von der Versicherung vorbeizubringen, das wars dann aber auch. Die haben zu allem Überfluss dann auch noch festgestellt, dass die Wand feucht ist. Das Allerbeste daran ist, dass wir genau an dem Samstag unsere Esszimmermöbel bekommen haben, die jetzt natürlich auf dem Flur stehen. So sieht es bei uns unmöglich aus. Und das ganze nervt. Zumal wir jetzt endlich unsere Freunde zum Essen einladen möchten. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich besser, dass noch keine Möbel drin standen!
Heute Abend kommt der Vermieter vorbei, dann werden wir hoffentlich mal eine Idee vermittelt bekommen, wielange sich das noch hinzieht, bzw. wie sich das den nächsten Monat mit der Miete gestaltet.


Markthalle in unserem Viertel

Jetzt hätte ich richtig Lust auf so nen schönen Weihnachtsmarkt. Ich beneide Euch drum, wenn diese Woche die ersten in D ihre Tore öffnen.
Auf der anderen Seite waren wir letztes Jahr auch nur zweimal. Komisch, früher war ich irgendwie fast täglich auf dem Weihnachtsmarkt. Dann geht man kaum noch und ehe man sich versieht -das Jahr ging echt superschnell rum- hat man gar nicht mehr die Möglichkeit. Geniesst es!!!!
#Mike


Typische Hinterhofstrasse (Ruelle) mit Blick auf die Kirche Navité-de-la-Sainte-Vierge in unserem Viertel

PS:An unseren lieben Onkel Uli: Warum wir Dir keine e-mails schicken können, wissen wir auch nicht. Jedesmal kommt eine Fehlermeldung. Vielleicht solltest DU Deine Einstellungen mal überprüfen. Ich weiss es nicht. Aber das kriegen wir schon noch raus, woran es liegt.


Öffentliches Bad von Maisonneuve (bei uns um die Ecke)

Wednesday, November 08, 2006

POUR UN CENTRE-VILLE FRANCOPHONE...

Nach langer Vernachlaessigung melde ich mich mal wieder zur Wort. Irgendwie sind wir uns nicht ganz sicher, ob ueberhaupt noch jemand in unseren Blog reinschaut, da es ja auch keinen Besucherzaehler gibt... also Ihr Lieben, schreibt doch einfach ein kurzes Mail an Christian.Benz@yahoo.ca oder Michael.Engelhardt@yahoo.ca damit wir wissen, dass man uns noch wahrnimmt...

Die Arbeit bei Czech Airlines hat soweit sehr angenehme, aber auch frustrierende Seiten. Angehem ist z.B. dass die Kollegen alle sehr nett sind, und dass wir eine gepflegte und 100% einzuhaltende 35 Stundenwoche verleben. Hinzukommt ein schoenes Buero in bester Innnenstadtlage mit U-Bahn Station im Haus - hier ein Foto, ich sitze im drittletzten Stock (22. Etage, hier heisst das dann "Suite 2210", also 22.Stock, 10. "Suite")



Das Haus hat die Adresse 2020 University und ist stadtbekannt unter "2020", man sagt im Taxi also nicht "vingtvingt université s.v.p." sondern nur "vingtvingt" und jeder weiss Bescheid...Zu den frustrierenden Seiten meiner Taetigkeit kann ich Euch nicht allzuviel verraten, nur soviel - wir haben nur drei Abfluege die Woche zwischen Montreal und Prag, da uns "Transports Canada" nicht mehr Abflugtage genehmigen will. Hinzukommen lange Wartezeiten zu den wichtigsten Anschlussfluegen in Prag, es gibt zwar einige Weiterfluege ab Prag mit hervorragenden Uebergangszeiten, aber das sind dann ausgerechnet die Destinationen, zu denen man von Montreal aus sowieso Direktfluege auf anderen Airlines hat. Es gestaltet sich also schwierig, speziell Geschaeftsreisekunden zu finden, die es sich leisten koennen, dass ein Mitarbeiter in Prag mehrere Stunden auf den Anschlussflug wartet. Wir bieten zwar kostenlose Tageszimmer in Hotels an, aber selbst das ist zumindest fuer Geschaeftsreisende kein wirkliches Verkaufsargument. Air France ist hier sehr stark vertreten mit drei täglichen Fluegen zwischen Montreal und Paris, die zeitlich alle so versetzt sind, dass man in Paris zu nahezu jeder Destination in Europa, Asien, Mittleren Osten und Afrika beste Anschluesse hat... Da hat man es echt schwer... Czech Airlines fliegt seit 1970 zwischen Prag und Montreal, frueher ist die Maschine von Prag via Montreal nach Havanna geflogen, bis zum Ende des Kommunismus. In Montreal sind dann bei der Zwischenlandung immer paar Leute aus der Maschine gesprungen und haben politisches Asyl beantragt, so auch einige meiner Kollegen... Letzte Woche war hier in Montreal der "Salon International Tourisme Voyage" auf dem ich in meiner Funktion als Vertreter des tschechichen Fremdenverkehrsamts, die ich auch noch ausfuehre, gearbeitet habe. Hier ein Foto, leider hat mein Czech Airlines Halsband diese Katzenaugenreflektoren...

Ganz rechts auf dem Foto ist mein Boss, die anderen Kollegen sind von verschiedenen Hotels und Wirtshaeusern in Prag bzw. Marienbad.
Ganz aktuell sind mir noch ein paar Zahlen zu Montreal zugeflogen, die ich Euch nicht vorenthalten moechte:
- die Innenstadt Montreal ist derzeit zu 55% franzoesischsprachig, 72% der franzoesischsprachigen Bevoelkerung erachten es als wichtig, dass Montreal franzoesischsprachig bleibt
- 57% der Montrealer wuenschen sich mehr Fahrradwege, wohingegen 27% der Ansicht sind, es gebe genug und 2% meinen, es sind schon zuviele Fahrradwege da
- 81% der Montrealer sind zufrieden mit der Qualitaet des Leitungswassers (wir gehoeren dann zu den uebrigen 19%)
- 45% der Montrealer wuerden eine Regelung, die die Zufahrt zur Innenstadt nur an bestimmten Wochentagen, entsprechend des Autokennzeichens gestattet, begruessen
- 38% der Montrealer sind der Ansicht, dass sich die wirtschaftliche Lage in der Stadt verschlechtert, wohingegen 45% der Ansicht sind, dass die Lage unveraendert gegenueber den Vorjahren ist
- 59% der Montrealer glauben, dass die Anzahl von Strassengangs in der "Greater Montreal Area" zugenommen hat
- 33% der Montrealer finden das Jazz Festival das beste der zahlreichen Festivals hier
- 31% stimmen fuer das "Juste pour rire / just for laughs" festival
- 6% stimmen fuer das "Francofolies" Festival
- 70% glauben, dass die Stadt schlecht auf terroristische Attentate vorbereitet ist, 16% meinen, die Vorkehrungen seien ausreichend
und last but not least:
- 61% der Montrealer sind zufrieden oder sehr zufrieden mit der Arbeitsstelle Ihres Partners (!)
- ach und noch was: 3% der arbeitenden Bevoelkerung gibt an, dass die tägliche An/Abreise zur Arbeitsstelle mit oeffentlichen Verkehrsmitteln ihre "activité préférée de la journée", also sozusagen der Hoehepunkt des Tages, sei

Ansonsten ist man hier in der Stadt derzeit zufrieden, dass Saddam seine Strafe bekommen wird und die juedische Gemeinde sammelt Unterschriften, um zu erwirken, dass das YMCA DU PARC die Fenster der ersten beiden Etagen mit "Milchglassfenstern" ausstattet, damit man von aussen nicht mehr die sporttreibenden Mitmenschen beobachten kann.
Wir bereiten uns auf den Winter vor, das Auto ist bereits mit Winterreifen ausgestattet, und nach Bezahlen der Rechnung war uns dann auch klar, warum hier jeder zweite einen Honda Civic faehrt. Da wir auf unserem Ami-Reiseschlitten gepflegte 225er Reifen haben, hat die Kasse natuerlich ordentlich geklingelt. Immerhin gibt die Autoversicherung aber 5% Discount, wenn man Winterreifen installieren laesst. Nachdem wir nun noch die grosse Inspektion gemacht haben, muessen wir naechste Woche noch zu "Metropolitan Rustproofing", eine Institution, die es in Deutschland wahrscheinlich schon seit den 70ern nicht mehr gibt. Die bohren kleine Loecher ins Auto und pusten Oel oder irgendetwas mit Hochdruck durch, anschliessend wird der Unterboden versiegelt und dann sollte es fuer die naechste Wintersaison keinen Rost geben. Erstaunt war ich auch, als ich mich nach einer Standheizung erkundigt habe. Die gestaltet sich hier etwas weniger kompliziert und weniger teuer als in Deutschland, aber auch schlecht fuer die Umwelt. Das sieht dann naemlich so aus, dass man in seiner Wohnung, nachdem morgens der Wecker geklingelt hat, einen kleinen Knopf auf der Tuerfernbedienung drueckt. Im gleichen Moment springt dann unten auf der Strasse der Motor an und lauft gepflegt bis man dann abreisefertig nach Fruehstueck und Morgentoilette zum Auto kommt...Hinten im kanadischen Auto warten dann waehrend der Wintersaison Gaskocher, Topf, Tassen, Kerzen, Signalleuchten, Wasserflaschen, Schokoladenpulver und Thermodecken auf ihren Einsatz, fuer den Fall, dass man im Schnee stecken bleibt oder auf den hiesigen ADAC (CAA) warten muss... So dass wars fuer Heute, und denkt dran, lasst kurz von Euch hoeren, damit wir wissen, dass das hier noch gelesen wird...//Christian